Honda entzieht sich bei der Neuauflage dem allgemeinen Leistungstrend. Der Parallel-Twin schöpft aus 998 Kubikzentimetern Hubraum in heutigen Zeiten eher etwas verhalten klingende 70 kW / 95 PS. Doch entscheidender als die bei 7500 Umdrehungen anliegende Spitzenleistung ist das Drehmoment des Twins, dessen Maximum von 98 Newtonmetern bei 6000 Touren anliegt. An Schub herrscht also kein Mangel. Zudem hat Honda bei der CRF 1000 L stärker als die Konkurrenz auf die Offroad-Tauglichkeit gesetzt. So zieht die Africa Twin im Gelände im zweiten Gang steile Böschungen stoisch wie ein Traktor hoch. Selbst Enduroneulingen flößt sie abseits befestigter Pfade schnell großes Vertrauen ein. Sie ist gut beherrschbar und bleibt auch bei kleinen „Ausrutschern“ oder leichten Sprüngen stets berechenbar. Könner kitzeln natürlich noch weit mehr aus der Honda heraus und sind ebenfalls voll des Lobes über den gutmütigen Charakter wie auch die hohe Performance auf losem Untergrund.
So darf es auch nicht weiter verwundern, dass Honda seine Neuheit in der Basisversion sogar ohne ABS ausliefert und sich damit an die geländeorientiertere Kundschaft wendet. Für alle anderen gibt es zwei Varianten zur Auswahl: mit (für das Hinterrad abschaltbarem) ABS und dreistufiger Traktionskontrolle sowie alternativ mit dem Doppelkupplungsgetriebe. Letzteres verfügt mittlerweile nicht nur über drei Stufen im Sportmodus, sondern hier erstmalig auch über einen speziellen G-Modus. Der wird per einfachem Tastendruck aktiviert und erkennt, ob es gerade bergauf oder -ab geht und berücksichtigt dies beim automatischen Schalten.
Der Reihen-Zweizylinder mit 270-Grad-Kurbelwellenversatz nimmt direkt, aber nicht ruppig Gas an. Lediglich unterhalb von 2000 Umdrehungen schüttelt sich der Twin leicht, und nur, wer die unteren Gänge ausreizt operiert an der Grenze zum Giftigen. Zwei Ausgleichswellen sorgen für die Laufkultur des Motors, der Sound ist angenehm bassig. Das Sechs-Gang-Getriebe arbeitet präzise. Nicht zuletzt mit Blick auf das breite Einsatzspektrum ist die hochbeinige, aber schlanke Tausender nahezu perfekt ausbalanciert und zieht auf Asphalt unbeirrt ihre Bahn.
Die deutlich spürbare Ausrichtung gen Gelände und die 25 Zentimeter Bodenfreiheit sowie 22 bzw. 23 Zentimeter Federweg dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit der Africa Twin auch ordentlich Kilometer auf der Autobahn gemacht werden können. Die hohe Scheibe bietet guten Windschutz und die Sitzbank lässt auch längere Etappen klaglos zu. Apropos Sitzbank: Bei 85 bzw. 87 Zentimetern Höhe haben dank schmalem vorderen Bereich auch mittelgroße Fahrer einen recht sicheren Stand beim Anhalten bzw. Losgfahren.Wem das nicht reicht, der findet im Zubhörprogramm auch noch ein 20 Millimeter niedrigeres Polster.
Das steil stehende Cockpit unterteilt sich in zwei Displays. Das obere informiert digital über die Geschwindigkeit, Drehzahl und Tankinhalt, das untere beherbergt den Bordcomputer mit unter anderem Verbrauchs- und Ganganzeige, Tripmaster, Uhr und Traktionskontrollenstatus. Der knapp 19 Liter große Tank soll Reichweiten von bis über 400 Kilometern ermöglichen.
Wer die Neuauflage eines legendären Motorradmodells fahren möchte, der ist ab 12.1000 Euro dabei. ABS und Traktionskontrolle kosten 600 Euro Aufpreis, das DCT schlägt mit weiteren 1120 Euro zu Buche. (ampnet/jri)
Daten Honda CRF1000L Africa Twin ABS
Motor: Parallel-Twin, 998 ccm, flüssigkeitsgekühlt
Leistung: 70 kW / 95 PS bei 7500 U/min
Max. Drehmoment: 98 Nm bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 200 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: k.A.
Getriebe: sechs Gänge
Antrieb: Kette
Tankinhalt: 18,8 Liter
Sitzhöhe: 850/870 mm
Gewicht: 232 kg (fahrbereit)
Zuladung: k.A.
Bereifung: 90/90 R 21 (vorne), 150/70 R 18 (hinten)
Preis: 12.700 Euro