Big Brother!
Keine Frage: Die Bandit ist nichts für Schattenparker.
Die 1200er Bandit - das ist garantierter Big-Bike-Spaß für alle, die immer mehr verlangen und weniger dafür bezahlen wollen.
Im sechsten Jahr seines Lebens nun schickten die Bosse von Suzuki den Ganoven mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und Drei-Tage-Bart auf die Benimm-Schule. Dort bauten sie ihm andere Nocken ein, schenkten ihm mehr Leistung und Drehmoment, legten den Rahmen neu in Form und erhoben die Halbschale der S-Version vom beiläufigen Windstopper zur dominierenden Herrenoberbekleidung. Fertig ist sie, die neue GSF 1200 S Bandit. Ein Gentleman-Gauner, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger nie eine Kippe auf die Straßen schnippen würde. Wer das bedauert, hat doch nicht ganz Recht, denn neu ist besser.
Wie der Motor, der seine Leistung im Pass verschämt mit 98 PS angibt, um auf dem Leistungsprüfstand locker zehn weitere Pferde auszupacken. Die 1157 ccm Hubraum des luft-/ölgekühlten Vierzylinders sind immer noch für erregende Momente gut, weil die Mischung aus Druck und Drehfreude passt. Ein bisschen Kraftwerk, ein wenig Ballerina. Damit taugt die große Bandit fürs schaltfaule Cruisen ebenso wie für die forcierte Landstraßenhatz.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: 245 Kilogramm sind nicht der Stoff für Spitzentanz im Ballettröckchen. Für Discofox reicht die neue Straffheit der Bandit-Federelemente aber allemal. Wo die alte aufgeregt nach Halt pumpte, wippt es jetzt nur noch leicht. Das taugt für den ein oder anderen Rastenkratzer. Zumal die Halbverkleidete dabei keine Abstriche beim Komfort fordert, und erst bei Geschwindigkeiten jenseits von Autobahn-Richttempo einen Schluck Zielwasser beim Einlenken vertragen könnte. Darunter bittet das harmonisch ausbalancierte Fahrwerk zum Kurventanz ohne Reue. Der breite Lenker mit guter Kröpfung erleichtert Schwenkmanöver, die für Fahrer wie Sozius gleichermaßen passende Sitzgelegenheit schützt vor Leidensdruck. Derart ausgestattet ist die Bandit ein Wanderfreund mit strammen Waden, der Kurven sucht und auf schnellen Verbindungsetappen nicht scheut. Spitze: 225 km/h.
Und wenn die Richtungsänderung dann doch mal schneller naht als gesund, legt die neue Sechskolbenzange beruhigend die Hand auf die Schulter. Alltagstauglich eher soft abgestimmt, schützt sie souverän vor unkontrollierter Kaltverformung am Leitplankenmetall. Unterdurchschnittlich ist hingegen der Hinterradstopper. Nur sehr beherzte Tritte bringen den Hinterreifen zum Blockieren. Dosierung ist ein Fremdwort.
In einem Punkt ist sich die Neue treu geblieben. Immer noch gibt's jede Menge Motorrad für relativ kleines Geld. 16690 Mark für eine 1200er im Tourenornat sind ein Wort. Zumal bei der Ausstattung kein Sparzwerg mitspielen durfte: Rostfreie Edelstahlkrümmer, Alu-Kettenschutz, Haupt- und Seitenständer, Cockpit mit digitaler Benzinanzeige oder klapperfreie Verkleidung - wenn sich jetzt noch die Lackierung standfester als die der Vorgängerin erweist, bleibt die Bandit ein Bestseller.
Fazit:
Die Bandit hat von Straßendiebstählen auf Wirtschaftskriminalität umgeschult. Trägt jetzt zum großen Coup statt Unterarm-Tattoo eine Aktentasche mit Laptop. Dass sie der neuen Gediegenheit mit einem zwinkernden Auge frönt, hält etwaige Verwirrungen in Grenzen: Wo Bandit 1200 draufsteht, ist immer noch jede Menge Spaßfaktor bei gesteigerter Alltagstauglichkeit drin.
Links:
www.suzuki.de
Rauher Motorlauf, der aber durch die Gummilagerung des Motors für den Fahrer weitgehend kompensiert wird.
Die Verkleidung produziert keine Rappelgeräusche.
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