Firmengeschichte
Das Markenzeichen der englischen Excelsior-Maschinen, ein Bergsteiger mit wehender Fahne, schmückte bereits die von Bayliss & Thomas seit 1874 produzierten Fahrräder. Um 1890 begann die Begeisterung für den Motorradsport vom Kontinent auch auf die Britischen Inseln überzugreifen, weshalb Bayliss & Thomas beschlossen, ihre Fahrräder zu motorisieren, wozu sie zunächst belgische 1,25 PS-Einzylinder von Minerva verwendeten. Daneben fanden auch französische De-Dion- und Werner-Motoren rasche Verbreitung in England. Excelsior durfte sich rühmen, das erste Motorrad in England verkauft zu haben.
Der von Bayliss & Thomas eingesetzte Minerva-Motor hatte keine hervorstechenden Eigenschaften, wurde aber nach einer intelligent durchgeführten Werbekampagne in den Verkauf gebracht, die ihm großen Erfolg bescherte. Das erste Excelsior-Motorfahrrad präsentierte man auf dem Londoner Salon. Die Firma lud das Publikum zu einer Probefahrt auf dem geräuschvollen und wackeligen Gefährt ein, das so manchem Besucher Angst einflößte. Dies war der Beginn einer ganzen Reihe von regelmäßigen Auftritten von Excelsior auf dem Motorradsalon, der jedes Jahr in der britischen Hauptstadt stattfand. 1902 warb man für eine Excelsior mit MMC-Motor, die in einer Standardversion mit 28-Zoll-Rädern sowie einer kleineren Version „für Benutzer von geringerer Körpergröße“ mit 24-Zoll-Rädern angeboten wurde. Dieses Modell wurde im Laufe der Zeit noch verbessert.
Inzwischen gaben Excelsior-Maschinen auch erfolgreiche Vorstellungen auf den berühmtesten Rennstrecken des Landes. 1903 brauchte Harry Martin als erster für die Meile weniger als eine Minute (exakt: 59,8 Sekunden). Die Firma expandierte und änderte 1910 ihren Namen in Excelsior Motor Company Ltd. Die Motoren wurden weiterhin perfektioniert. 1914 verwendete die Firma 4,5 und 5,6 PS-Einzylinder von MMC mit 650 beziehungsweise 850 cm3.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs verkauften Bayliss & Thomas Excelsior an R. Walker & Son in Birmingham, wohin nun die ehemals in Coventry ansässige Firma verlegt wurde. Die neuen Besitzer hielten eine aktive Beteiligung am Wettkampfsport sowohl zur Erprobung ihrer Produkte als auch aus Werbegründen für äußerst wichtig. Ab 1923 nahmen mit JAP und Blackburne-Motoren ausgerüstete Maschinen in der 250 und 350 cm3-Klasse an der Tourist Trophy teil. Ruhmvoll war der Sieg von Crabtree 1929 mit einer Rekord-Durchschnittsgeschwindigkeit von 102,8 km/h in der 250 cm3-Klasse. Er fuhr eine Maschine mit JAP-Motor, die legendäre B 14, die später als Replik neu entstand.
Es kam die schwierige Zeit der Wirtschaftskrise, und Excelsior paßte sich an die mageren Jahre mit der Produktion einer überaus sparsamen 250er an. Dennoch zog man sich nicht vom Rennsport zurück. In Zusammenarbeit mit Blackburne wurden die berühmten 248 cm3-MechanicalMarvel-Rennmaschinen (Mechanisches Wunder) entwickelt. Es handelte sich um ein unerhört kompliziertes und kostspieliges Projekt, so daß insgesamt nur zwölf dieser großartigen Maschinen gebaut werden konnten. 1933 erwies sich ein solches Modell mit seinem Fahrer Walter Handley für die Rennsportkonkurrenz als unschlagbar.
Doch für eine Serienproduktion war das Modell viel zu aufwendig konstruiert. Die Firma schuf ein weiteres Modell. 1935 bei der Tourist 1rophy vorgestellt, handelte es sich dabei um die 250 cm3-Manxman, eine Einzylindermaschine mit zwei Ventilen und obenliegender Nockenwelle. Die erfolgreiche Manxman wurde bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs produziert und war zuletzt auch als 350er und 500er und mit vier Ventilen im Zylinderkopf erhältlich. 1937 standen die Universal 125 und die Pionier auf dem Programm. Die Pionier wurde von einem 250 cm3-Zweitakt-Villiers-Motor angetrieben. Vervollständigt wurde das Angebot durch das 98 cm3-Autobyke, ein schweres Motorfahrrad mit Pedalen, das zu einem günstigen Preis in den 30er Jahren verkauft wurde und nach dem Krieg als Spryt erneut auf den Markt kam. Während des Kriegs produzierte Excelsior mit dem Welbike einen kleinen zusammenklappbaren Roller für Fallschirmtruppen, der später als Corgi angeboten wurde.
1946 erschien die Universal 125. Sie verfügte über eine einfallsreiche Handschaltung, die quer über dem Tank angeordnet war. Diese ungewöhnliche Position bot keinerlei praktischen Vorteil gegenüber den damals üblichen Fuß- oder Tankschaltungen. Aber sie war immerhin eine Neuheit. Wenig später kündigte man ein Super-Autobyke-Modell mit Zweiganggetriebe an. Um sich internationale Geltung zu verschaffen, präsentierte Excelsior 1949 mit der Talisman eine neue 250 cm-3-Zweizylinder- Zweitaktmaschine, die als einzigartig, sehr handlich und leistungsstark angepriesen wurde. Tatsächlich verfügte das Motorrad über eine gute Beschleunigung und war sparsam im Verbrauch. Doch die Höchstgeschwindigkeit von rund 96 km/h stellte keine außergewöhnliche Leistung im Vergleich zu entsprechenden Maschinen dar.
1955 war Eric Walker immer noch Generaldirektor der Firma, seine beiden Söhne zeigten jedoch wenig Enthusiasmus für den Motorradbau. Als Walker Ende der 50er Jahre starb, wandten sie sich verstärkt der Produktion von Schiffsmotoren zu. Zu Beginn der 60er Jahre kehrte das Werk jedoch zum Zweirad zurück und konstruierte den 147 cm3-Roller Monarch Excelsior. Doch das Fahrzeug war derart schwer, daß es keine Chance hatte, mit den erfolgreichen italienischen und deutschen Rollern zu konkurrieren. 1964 wurden nur noch zwei Motorräder produziert, die Consort 98 und die Universal 150.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verkauften die Brüder Walker an Britax, einen Hersteller von Automobilzubehör. In den ehemaligen Excelsior-Werksanlagen werden heute nur noch Sicherheitsgurte produziert. Doch die Bezeichnung Excelsior tauchte 1977 wieder auf, als die Motorradabteilung von Britax in Britax-Excelsior umbenannt wurde - ein Name, der sicherlich bei vielen die Erinnerung an ruhmreiche Zeiten wachruft. Unter dem Markennamen Excclsior wurde ab 1901 auch ein deutsches Motorrad produziert. Die
Herstellung war 1906-27 unterbrochen, danach erschienen diese Modelle erneut. Sie besaßen seiten-gesteuerte und obengesteuerte JAP-Motoren mit 200, 250, 300, 350 und 500 cm3 Hubraum. Ab 1934 wurden auch Motorfahrräder gebaut, die man mit F&S-Zweitaktern ausrüstete. Die deutsche Excelsior stellte ihre Produktion 1939 endgültig ein.
Das größte aller Excelsior-Werke war jedoch in Amerika ansässig. Außer der Markenbezeichnung am Tank hatte die US-Marke nichts mit der deutschen oder englischen Excelsior gemeinsam. Die Geschichte dieser Marke reicht weit zurück: In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts emigrierte ein Deutscher namens Ignaz Schwinn in die Neue Welt, wo er als Schweißer für Fahrradrahmen begann und sich schließlich so weit emporarbeitete, daß er die Excelsior Supply Company erwerben konnte. Diese 1876 in Chicago gegründete Firma war bis zu diesem Zeitpunkt eher glücklos gewesen, was sich aber unter der neuen Leitung schnell änderte. Von der Planung bis zur Fertigstellung des ersten Motorfahrrads, das 1907 präsentiert wurde, dauerte es zwei Jahre. Dann stand dem Siegeszug der amerikanischen Excelsior nichts mehr im Wege.
Das erfolgreiche Mofa wurde ohne wesentliche Veränderungen unter der Bezeichnung: Excelsior Autocycle bis 1911 produziert. In jenem Jahr entstand ein Zweizylindermodell mit 999 cm3 und einer Leistung von 8 PS.
1913 erschien zum ersten Mal das große X mit dem integrierten Markennamen am Tank. Die Modelle wurden gründlich überarbeitet und die Firma immer berühmter. Ende 1914 zog man in größere Werkshallen um, blieb aber in Chicago und präsentierte verschiedene neue Modelle, Es handelte sich ausnahmslos um Zweizylindermaschinen: Das Modell 15-1 wurde ohne Getriebe angeboten, die 15-2 wahlweise mit hand- oder fußgeschaltetem Zweiganggetriebe, und die 15-3 verfügte über ein Dreiganggetriebe. Neben diesen Maschinen, gab es verschiedene Einzylindermodelle mit oder ohne Getriebe. Um Verwechslungen der US-Excelsior mit der gleichnamigen britischen Marke auszuschließen, verkaufte man sie in England unter der Bezeichnung American-X. 1919 entstanden eine 998 cm3-Zweizylinder-V-Maschine mit Dreiganggetriebe sowie ein Einzylindermodell mit 499 cm3 Hubraum. 1920 erschien die 1030 cm3-ZweizylinderExcelsior, die ebenfalls drei Gänge erhielt. Das Modell Super X wurde 1926 produziert und äußerst erfolgreich bei Wettbewerben eingesetzt. Es war mit einem gegengesteuerten Zweizylinder-V-Motor ausgestattet und galt bis 1931 mit seinem Fahrer Joe Perali als unbesiegbar. In dem gleichen Jahr präsentierte Excelsior ein 350 cm3-Einzylinder-Rennmotorrad, dessen Herstellung man jedoch bald wieder aufgab.
Als weiteres Rennmodell entwickelte das Werk eine 750 cm3-Maschine mit vier im Zylinderkopf hängenden Ventilen pro Zylinder, von der es eine auf 1000 cm3 vergrößerte Version gab, die „Big Bertha" getauft wurde. Beide Modelle wurden bis 1930 ständig verbessert. Im großen und ganzen blieb die Linie der 1926-31 produzierten Excelsior-Modelle mit wenigen Änderungen gleich. Am 31. März 1931 mußte dieses namhafte amerikanische Motorradwerk aufgrund der großen Wirtschaftskrise seine Tore endgültig schließen.
|