Preisanstieg für Oldtimer auf zwei Rädern
Preisanstieg für Oldtimer auf zwei Rädern
19 Okt
Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Der Hammer des Auktionators schlug auf den Tisch und der Inhaber-Wechsel war perfekt: Die Flying Merkel – weder verwandt noch verschwägert mit der deutschen Bundeskanzlerin – hatte einen neuen Besitzer.
Montag, 19. Oktober 2015 08:50
Autor: auto-medienportal.net
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Peter Pasalt
Indian 7hp Big Twin (1914)
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Harley-Davidson Two Cam (1928)
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Indian Model 402 (1930)
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Indian (1934), die einst Steve McQueen gehörte
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Reste einer Brough Superior SS 100 Alpine Grand Sport Project (1926)
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Brough Superior SS 100 Alpine Grand Sport Project (1927)
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Pierce 688 cc Four (1910)
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Flying Merkel (1911)
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Umgerechnet 45 000 Euro hatte der sich das 104 Jahre alte Motorrad auf einer Auktion am Wochenende kosten lassen. Oldtimer auf zwei Rädern erreichen zwar lange noch nicht die Preiskategorien ihrer vierrädrigen Altersgenossen, doch sie sind auf dem besten Weg dahin wie eine Reihe von Versteigerungen des renommierten britischen Auktionshauses Bonhams zeigt, so wie beispielsweise jetzt auf der 22. „Carole Nash Classic Motorcycle Mechanics Show“ in der Kleinstadt Stafford in Mittelengland.

James Robinson, Journalist, Motorrad-Experte und Herausgeber der englischen Zeitschrift „The Classic Motor Cycle“ sprach von Schätzen aus bedeutenden Privatsammlungen, die diesmal unter Insgesamt kamen in Stafford 260 Maschinen – teilweise auch nur deren Fragmente – in den Verkauf. Den Auftakt des Auktionsreigens machte die 60, zumeist amerikanische Motorräder umfassende so genannte Lonati Collection des italienischen Industriellen und Zweiradfans Tiberio Lonati. Der hatte vor seinem Tod 2013 ausgesucht wertvolle Zweiräder aus den USA zusammengetragen, zumeist von Harley-Davidson und Indian, und sie in einem prächtigen Privatmuseum gezeigt. Jetzt machten die Erben die Raritäten erfolgreich zu Geld: Für insgesamt knapp zwei Millionen Euro wechselten die Zwei- und Dreiräder (einige als Gespann) den Besitzer, darunter auch die Flying Merkel. Dieses Motorrad hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg wegen seines eigenwilligen Tanks und der auffälligen Farbe geradezu Kultstatus.

Das zweifelsfrei wertvollste Fahrzeug der ersten Auktion stammte vom 1901 in Massachusetts gegründeten Unternehmen Indian und wurde 1930 in Springfield produziert: eine Indian Model 402 Four. Indian war der erste Serienproduzent von Motorrädern in den USA und eine Zeit lang der größte Zweiradproduzent der Welt. Die in Stafford versteigerte Maschine beurteilen Zweirad-Kenner ähnlich enthusiastisch wie die Fans von vierrädrigen Oldtimern einen Duesenberg. Das für 132 000 Euro versteigerte Motorrad mit Vier-Zylinder-Motor gehörte zur letzten in den USA gebauten Zweirad-Modellreihe mit vier Zylindern und war mit deutscher Zulassung und deutschen TÜV-Papieren ausgestattet.

Für fast 50 000 Euro weniger kam eine 105 Jahre alte Pierce 688 cc Four aus der Lonati Collection unter dem Hammer. George N. Pierce aus Buffalo/New York fertigte zunächst hochwertige Vogelkäfige, später Fahrräder und Motorräder und stieg dann ins Autogeschäft ein. Sein Werbeslogan lautete frei übersetzt: „Wir wollen nicht mit unseren Preisen konkurrieren, sondern mit unserer Qualität.“ Die Piece 688 Four war das erste amerikanische Motorrad mit vier Zylindern. Weitere Spitzenreiter aus der Sammlung Lonati: eine 1928er Harley-Davidson 1200 cc Model JDH Two Cam (37 000 Euro) und eine 1914 Indian 7hp Big Twin (63 000 Euro). 
Tags darauf setzte sich der Geldsegen in Stafford fort als Bonhams weitere 200 Maschinen unter den Hammer nahm. Diesmal kamen 3,2 Millionen Euro zusammen.

Es zeigte sich aber, dass Maschinen, die mit großen Vorschusslorbeeren angekündigt worden waren, bisweilen auch unter den Erwartungen blieben. Ein Beispiel dafür war eine 1934er Indian 750cc Sport Scout, die einst dem motorbesessenen und rennbegeisterten Hollywood-Star Steve McQueen gehört hat. Trotz Promi-Bonus kamen statt der erhofften 90 000 Euro nur 81 000 Euro zusammen. Umgekehrt erzielte eine 1932er Rudge 350cc Werks-Rennmaschine in völlig unrestauriertem Zustand statt der zuvor kalkulierten 13 500 Euro das Sechsfache.

Für Laien schwer nachvollziehbar, da auf den ersten Blick nur als Schrotthaufen zu erkennen, dagegen von Experten umso besser verstanden, waren die Ergebnisse der beiden Losnummern 200 und 201 der Auktion. Es handelte sich einmal um die Fragmente einer 1926er Brough Superior 981 cc SS 100 Alpine Grand Sport Project (322 000 Euro), das andere Mal um eine ein Jahr jüngere Version des gleichen Typs (352 000 Euro).

Die Auktionatoren von Bohams sind sicher, dass bei der Wertsteigerung alter Motorräder das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Sprecherin Ruth Fletcher ist überzeugt: „Wir werden uns noch über so manchen Scheunenfund wundern. Motorräder sind halt nicht so einfach zu finden wie komplette Autos.“ (ampnet/hrr)

Stichwörter: oldtimer, auktion, 10.2015
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