Schnitt. Spulen wir im Schnelldurchlauf knapp zweihundert Jahre zurück. Lohners Urahn Heinrich floh anno 1821 vor Napoleons Truppen aus dem Elsass nach Wien. Der Wagnermeister stieg zügig zum grössten Kutschenbauer der K&K-Republik auf. 1899 baute man mit dem Lohner-Porsche das erste Elektroauto der Welt, das Unternehmen fabrizierte aber auch Flugzeugpropeller, O-Busse und Straßenbahnen. Nach dem zweiten Weltkrieg konzentrierte man sich auf leistbare Kleinfahrzeuge – etwa die Lohner Sissy, das erste zweisitzige Moped, oder den legendären Roller L125. Mit seiner gedrungenen Bauform prägte er das Bild der Nachkriegsstadt. 1970 schlossen die Lohner-Werke dennoch die Fabrikstore.
Bis Andreas Lohner nach vierzigjähriger Pause den Faden wieder aufnahm. Man kann den Stolz förmlich greifen, wenn er seine Geisteskinder in den Ausstellungsraum schiebt: den „Stroler“, ein retrofuturistisches Hybrid aus Fahrrad und Elektromoped. Und die „Lea“, einen optisch stark an das Modell L125 angelehnten „Urban Cruiser“. Ein erfrischender Anblick, erst recht, wenn man die historische Vorlage noch dunkel in Erinnerung hat.
Aber braucht die Welt noch weitere Elektrofahrzeuge? Das wird der Markt entscheiden. Die Leistungsdaten lesen sich gut, das Design ist ein deutlicher Distinktionsfaktor, es stecken fünf Jahre Entwicklungsarbeit drin. Jetzt gilt es mit Schwung loszutuckern (pardon: loszusurren)!
Was die Welt jedenfalls braucht, sind Leute wie Andreas Lohner. Man mag es für lachhaft halten, wenn ein ehemaliges Riesen-Unternehmen nun als Daniel Düsentrieb-Bastelbude wieder ersteht. Und der Markenname Lohner so einen zweiten Frühling erleben soll. Aber es ist genau dieser Geist, der auch ganz am Anfang stand: höchstpersönliche Mobilität, begründet durch eine sachliche Analyse der Lage, verbunden mit dem Mut zum Aufbruch. Die Werbetexter mussten nur die Firmengeschichte nacherzählen.
Quelle: https://groebchen.wordpress.com/tag/lea/