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Update vom 15. Juli 2011
MV Agusta gibt bekannt, dass die F3 Ende dieses Jahres für 11.990 Euro in den Handel kommen soll. Zugleich präsentierte man mit dem Modell "Serie Oro" eine weiter veredelte Version des Dreizylinder-Supersportlers.
Von der MV Agusta Serie Oro sollen maximal 200 Stück gebaut werden. (17.2.2011) Claudio Castiglioni hat die Motorradwelt schon manches Mal verblüfft. In seiner Zeit als Ducati-Boss produzierte der charismatische Italiener die 916, das erste Serienmotorrad mit Auspufftöpfen unter der Sitzbank. Fortan galt diese Bauweise bei den Supersportlern als Maß aller Dinge, weil sie enorme Schräglagenfreiheit ermöglichte. Heute beweist Castiglioni als Präsident von MV Agusta wieder sein Gespür für den Zeitgeist.
Auf der Mailänder Messe im November zeigte er erstmals die supersportliche F3 mit einem Dreizylinder-Reihenmotor von 675 cm³ Hubraum. Die Inszenierung war effektvoll: In einem weißen, von außen nicht einsehbaren Kubus und nur durch einen schmalen Gang erreichbar, stand das Motorrad und erwartete seine Betrachter. Die Fans ließen sich von der bildschönen F3 verzaubern und erkoren sie zur Messekönigin.
Seither warten sie gespannt auf weitere Informationen.MOTORRAD gelang es nur mit viel Geduld, mehr über die vielversprechende Neuentwicklung herauszufinden und erstmals das Foto eines gestrippten Motorrads zeigen zu können. Erste Prüfstandsläufe attestierten dem Dreizylinder 137 PS, die dem 172 Kilogramm leichten Motorrad eine überwältigende Dynamik verleihen würden. Wenn die Angaben stimmen, wäre die F3 zwölf PS stärker und 14 Kilogramm leichter als die aktuelle Triumph Daytona 675.
Mit dem Dreizylinder nimmt MV eine Tradition aus den 60er-Jahren wieder auf, als die Firma ganze Serien von Weltmeistertiteln mit solchen Motoren gewann.
Rekordweltmeister Giacomo Agostini schwärmt bis heute vom Handling der damaligen Dreizylinder-MV. Außerdem verheißt ein Reihendreizylinder hohe Laufkultur und einen unvergleichlichen Sound, wie die Triumph Daytona 675 beweist. Ihr ist es auch zu verdanken, dass Dreizylinder bis 675 cm³ für Supersport-Rennserien zugelassen sind. Kurioserweise trägt die Daytona ihre Auspuffanlage unter der Sitzbank - aus heutiger MV-Sicht für diese Gewichtsklasse eine veraltete Lösung. So sitzen bei der F3 drei kleine Endtöpfe wie Orgelpfeifen seitlich übereinander. "Das bringt enorme Vorteile, vom innovativen und wunderschönen Aussehen ganz abgesehen", sagt Castiglioni.
Die neue Abgasanlage ist leichter, heizt den Fahrersitz nicht so stark auf und konzentriert mehr Masse in der Nähe des Schwerpunkts, was das Motorrad handlicher macht. Eine Besonderheit des Motors ist die rückwärts drehende Kurbelwelle, wie sie bislang vor allem von Yamaha-GP-Maschinen bekannt war. Auch damit will MV das Fahrverhalten positiv beeinflussen. "PS haben wir genügend", sagt Motorenentwickler Andrea Goggi, "in dieser Hinsicht müssen wir uns keine Tricks einfallen lassen.
Aber durch die rückwärts drehende Kurbelwelle werden die Kreiselmomente reduziert, das Motorrad lässt sich leichter in Schräglage bringen." Hintergrund: Jedes rotierende Teil baut Kreiselmomente auf, weshalb es sich nur gegen zähen Widerstand aus seiner Rotationsebene bewegen lässt. Die rückwärts drehende Kurbelwelle soll die Kreiselkräfte der Räder teilweise kompensieren und zugleich Wheelies am Kurvenausgang hemmen. Eine Ausgleichswelle mindert Vibrationen.
Da der F3-Drilling schmal und kurz baut, kann die Schwinge verhältnismäßig lang ausfallen, was den Einfluss des Kettenzugs auf die Federung verringert. Eine wichtige Vorgabe war eine möglichst zentrale Schwerpunktlage, die den besten Kompromiss zwischen Fahrstabilität und Handlichkeit verspricht. Dazu trägt die Auspuffanlage ebenso bei, wie die Positionierung des 17-Liter-Tanks, der sich bis unter die Sitzbank erstreckt. Neuland für MV Agusta ist das Ride-by-Wire-System.
Unterschiedliche Fahrmodi stellen je nach Strecke, Lust und Laune unterschiedliche Spitzenleistungen mit entsprechend verändertem Drehmomentverlauf und Höchstdrehzahl zur Wahl. Im schärfsten Modus dreht der extreme Kurzhuber- Motorrad vermutet 76 Millimeter Bohrung und 49,5 Millimeter Hub - bis 15000/min.
An der Abstimmung arbeiten die Techniker mit Hochdruck. "Das Motorrad ist in der heißen Phase", verrät Andrea Goggi. "Wir testen Höchstgeschwindigkeit und Fahrverhalten sowohl auf der Rennstrecke, als auch auf normalen Straßen. Außerdem läuft im Moment die Dauererprobung." Ebenfalls zur Feinabstimmung stehen die Marzocchi-Gabel und das Sachs-Federbein an. In Sachen Bremsen setzt MV auf verschraubte, zweiteilige Bremszangen - keine Monoblocs - und 320er-Scheiben von Brembo sowie eine Nissin-Radialpumpe. Entwickelt wird die F3 auf Pirelli-Reifen; neben einem 180er wird auch ein 190er-Hinterreifen homologiert. In Planung sind auch schon weitere Versionen der F3.
Ob eine Oro-Variante mit edlen Komponenten aufgelegt wird, ist noch offen, ein Naked Bike mit mehr Hubraum und weniger Spitzenleistung kommt sicher.
Doch zunächst ist im September, spätestens aber Ende des Jahres, die Standard-F3 an der Reihe. 2500 Stück will MV vorerst bauen - ein kecker Plan für den kleinen Hersteller, der 2010 auf eine Gesamtproduktion von knapp 5000 Motorrädern kam. Doch wenn es beim angestrebten Preis von knapp 12000 Euro bleibt, sollte es kein Problem sein, die schöne Wundertüte an den Mann zu bringen. Interview mit MV-Vertriebschef Umberto Uccelli und Patrick Porten, MV-Repräsentant in Deutschland.
interview Motorrad – Uccelli - Porten
MOTORRAD: Die MV-Niederlassung in Deutschland ist aufgelöst. Wie wird die Firma künftig in Deutschland vertreten sein?
Uccelli: Durch ein Servicebüro mit drei Mitarbeitern. Wir folgen damit den Vorbildern Italien und Frankreich. MV-Händler in Italien werden direkt beliefert; das läuft über ein paar Außendienstler und einen Verantwortlichen. In Frankreich gibt es einen MV-Repräsentanten, Herrn Risotto, der viel Erfolg hat: Frankreich ist heute der zweitgrößte MV-Markt in Europa.
Porten: Die Niederlassung wurde im Jahr 2000 gegründet, um pro Jahr 1500 bis 2000 MV Agusta und Cagiva zu verkaufen. Das hat sie auch geschafft. Für die 300 bis 400 MV Agusta, die heute verkauft werden, braucht man eine solche Struktur nicht. Was wir aber nach wie vor brauchen, ist eine Verbindung zwischen Händlern und Werk und einen Ansprechpartner für die Kunden, die nach Freigaben, Unbedenklichkeitsbescheinigungen et cetera fragen. Deshalb und wegen Erstellung der Zulassungsbescheinigung, Teil 2, also der Fahrzeugbriefe, ist Deutschland komplizierter als Frankreich und erfordert größeren personellen Aufwand mit drei Leuten.
MOTORRAD: Wie viele MV-Händler soll es in Deutschland geben?
Uccelli: Wenn ich unsere Neuentwicklungen und die bestehende Modellpalette berücksichtige, denke ich, dass wir mit 50 bis 60 guten Händlern in Deutschland Erfolg haben müssten. Wie in Italien, da hatten wir 100 Händler, momentan sind es 80 und wir werden auf 60 reduzieren. In Deutschland haben wir noch keine 60, hier gibt es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte.
MOTORRAD: Wie viele sind es momentan in Deutschland?
Uccelli: Namen oder Händler?
MOTORRAD: Echte Händler.
Uccelli: Etwa 40. Wie gesagt, dieses Netz müssen wir enger knüpfen. In Italien sind wir am Sortieren, in Frankreich am Aufbauen, dort haben Ende 2010 drei neue Händler eröffnet, im Januar noch einer. In Deutschland wird das schwieriger, da hat auch die Politik von Harley-Davidson für Verunsicherung gesorgt. Harley hat viel Gutes für MV getan; dank der Investitionen der Amerikaner konnten wir die neuen F4 und Brutale produzieren und die F3 entwickeln. In Sachen Vertrieb hatten sie keine so glückliche Hand. Kaum hatten wir mit dem Projekt "MV beim Harley-Händler" angefangen, hieß es "Stopp, wir verkaufen euch wieder."
Porten: Buell wurde sofort geschlossen, darauf kam die Nachricht, dass die deutsche MV-Niederlassung auch geschlossen wird. Viele haben das so interpretiert, dass es auch mit MV bald zu Ende sein würde - Händler und Kunden. Dann kamen stückchenweise ergänzende Informationen, aber wie es im Ganzen gesehen weitergehen soll, blieb unklar. Wir werden jetzt eine Händlertagung abhalten und alles im Detail erklären, aber diese Details mussten eben erst einmal feststehen.
MOTORRAD: Sie erwähnten die Verunsicherung von Händlern und Kunden. Angenommen, wir wären potenzielle Kunden, wie wollen Sie unsere Unsicherheit bezüglich MV in Deutschland zerstreuen?
Porten: Ganz einfach damit, dass sich für die Kunden nichts ändert. Die Ersatzteilversorgung lief schon von Anfang an direkt aus Varese. Dort werden von der Logistikabteilung täglich die Päckchen für die deutschen Händler auf die Reise geschickt. Der einzige Unterschied: Früher hat das Werk pro Lieferung einen Lieferschein an die Niederlassung geschickt und die dann aus dem Lieferschein eine Rechnung gemacht. Heute druckt das Werk direkt eine Rechnung. Da gibt es keinen Unterschied zwischen einem O-Ring, einer Lederkombi oder einem Motorrad - administrativ gesehen sind alles nur Artikelnummern. Nur schicken wir die Motorräder nicht mehr direkt vom Werk, sondern haben ein Lager bei der Motorradspedition SKS, von dem aus die Maschinen an die Händler gehen. Das stammt aus der Verbindung mit Harley-Davidson und funktioniert, warum sollen wir daran etwas ändern?
MOTORRAD: Wie werden Garantiefälle behandelt?
Porten: Der Händler gibt den Fall online ein, der durchläuft einen Filter bei uns im Büro und wird dann ans Werk weitergeleitet. Und von dort gibt's dann die Gutschrift. Wenn jetzt die technische Abteilung im Werk sagt, da ist etwas, was wir nicht verstehen, das Teil wollen wir gern sehen, dann schicken die DHL Express zum Händler und holen das dort ab. Dem Händler entstehen dadurch keine Kosten. Er muss lediglich die Garantieteile sechs Monate lagern. Wenn in dieser Zeit nichts abgerufen wird, kann er sie verschrotten.
MOTORRAD: Zum künftigen Modellprogramm von MV: Was ist mit der serienreifen Einzylindermaschine?
Uccelli: Einzylinder?
MOTORRAD: Wir waren im Werk und haben die Maschine gesehen. Sie existiert und ist wohl auch bis zur Serienreife entwickelt.
Uccelli: Wir sind momentan im Supersport- und Naked-Bike-Segment mit Vierzylindern aktiv und wollen in diesen Segmenten auch Dreizylindermotorräder anbieten. In diesem Jahr müssen aber noch die Vierzylinder allein mehr Volumen bringen, dabei soll uns die günstigere Brutale 920 helfen. Längerfristig planen wir dann neben den Supersportlern und Nakeds eine dritte Modellreihe, die ebenfalls mit Vier- und Drei-zylindermotoren ausgerüstet wird.
MOTORRAD: Was für eine Art von Motorrädern wird das sein?
Uccelli: Da überlegen wir noch.
Porten: Sie werden sehr fahraktiv sein.
MOTORRAD: Eine große Supermoto?
Uccelli: Abwarten.
Quelle: 2011 MOTORRAD - Motor Presse Stuttgart
MV Agusta gibt bekannt, dass die F3 Ende dieses Jahres für 11.990 Euro in den Handel kommen soll. Zugleich präsentierte man mit dem Modell "Serie Oro" eine weiter veredelte Version des Dreizylinder-Supersportlers.
Von der MV Agusta Serie Oro sollen maximal 200 Stück gebaut werden. (17.2.2011) Claudio Castiglioni hat die Motorradwelt schon manches Mal verblüfft. In seiner Zeit als Ducati-Boss produzierte der charismatische Italiener die 916, das erste Serienmotorrad mit Auspufftöpfen unter der Sitzbank. Fortan galt diese Bauweise bei den Supersportlern als Maß aller Dinge, weil sie enorme Schräglagenfreiheit ermöglichte. Heute beweist Castiglioni als Präsident von MV Agusta wieder sein Gespür für den Zeitgeist.
Auf der Mailänder Messe im November zeigte er erstmals die supersportliche F3 mit einem Dreizylinder-Reihenmotor von 675 cm³ Hubraum. Die Inszenierung war effektvoll: In einem weißen, von außen nicht einsehbaren Kubus und nur durch einen schmalen Gang erreichbar, stand das Motorrad und erwartete seine Betrachter. Die Fans ließen sich von der bildschönen F3 verzaubern und erkoren sie zur Messekönigin.
Seither warten sie gespannt auf weitere Informationen.MOTORRAD gelang es nur mit viel Geduld, mehr über die vielversprechende Neuentwicklung herauszufinden und erstmals das Foto eines gestrippten Motorrads zeigen zu können. Erste Prüfstandsläufe attestierten dem Dreizylinder 137 PS, die dem 172 Kilogramm leichten Motorrad eine überwältigende Dynamik verleihen würden. Wenn die Angaben stimmen, wäre die F3 zwölf PS stärker und 14 Kilogramm leichter als die aktuelle Triumph Daytona 675.
Mit dem Dreizylinder nimmt MV eine Tradition aus den 60er-Jahren wieder auf, als die Firma ganze Serien von Weltmeistertiteln mit solchen Motoren gewann.
Rekordweltmeister Giacomo Agostini schwärmt bis heute vom Handling der damaligen Dreizylinder-MV. Außerdem verheißt ein Reihendreizylinder hohe Laufkultur und einen unvergleichlichen Sound, wie die Triumph Daytona 675 beweist. Ihr ist es auch zu verdanken, dass Dreizylinder bis 675 cm³ für Supersport-Rennserien zugelassen sind. Kurioserweise trägt die Daytona ihre Auspuffanlage unter der Sitzbank - aus heutiger MV-Sicht für diese Gewichtsklasse eine veraltete Lösung. So sitzen bei der F3 drei kleine Endtöpfe wie Orgelpfeifen seitlich übereinander. "Das bringt enorme Vorteile, vom innovativen und wunderschönen Aussehen ganz abgesehen", sagt Castiglioni.
Die neue Abgasanlage ist leichter, heizt den Fahrersitz nicht so stark auf und konzentriert mehr Masse in der Nähe des Schwerpunkts, was das Motorrad handlicher macht. Eine Besonderheit des Motors ist die rückwärts drehende Kurbelwelle, wie sie bislang vor allem von Yamaha-GP-Maschinen bekannt war. Auch damit will MV das Fahrverhalten positiv beeinflussen. "PS haben wir genügend", sagt Motorenentwickler Andrea Goggi, "in dieser Hinsicht müssen wir uns keine Tricks einfallen lassen.
Aber durch die rückwärts drehende Kurbelwelle werden die Kreiselmomente reduziert, das Motorrad lässt sich leichter in Schräglage bringen." Hintergrund: Jedes rotierende Teil baut Kreiselmomente auf, weshalb es sich nur gegen zähen Widerstand aus seiner Rotationsebene bewegen lässt. Die rückwärts drehende Kurbelwelle soll die Kreiselkräfte der Räder teilweise kompensieren und zugleich Wheelies am Kurvenausgang hemmen. Eine Ausgleichswelle mindert Vibrationen.
Da der F3-Drilling schmal und kurz baut, kann die Schwinge verhältnismäßig lang ausfallen, was den Einfluss des Kettenzugs auf die Federung verringert. Eine wichtige Vorgabe war eine möglichst zentrale Schwerpunktlage, die den besten Kompromiss zwischen Fahrstabilität und Handlichkeit verspricht. Dazu trägt die Auspuffanlage ebenso bei, wie die Positionierung des 17-Liter-Tanks, der sich bis unter die Sitzbank erstreckt. Neuland für MV Agusta ist das Ride-by-Wire-System.
Unterschiedliche Fahrmodi stellen je nach Strecke, Lust und Laune unterschiedliche Spitzenleistungen mit entsprechend verändertem Drehmomentverlauf und Höchstdrehzahl zur Wahl. Im schärfsten Modus dreht der extreme Kurzhuber- Motorrad vermutet 76 Millimeter Bohrung und 49,5 Millimeter Hub - bis 15000/min.
An der Abstimmung arbeiten die Techniker mit Hochdruck. "Das Motorrad ist in der heißen Phase", verrät Andrea Goggi. "Wir testen Höchstgeschwindigkeit und Fahrverhalten sowohl auf der Rennstrecke, als auch auf normalen Straßen. Außerdem läuft im Moment die Dauererprobung." Ebenfalls zur Feinabstimmung stehen die Marzocchi-Gabel und das Sachs-Federbein an. In Sachen Bremsen setzt MV auf verschraubte, zweiteilige Bremszangen - keine Monoblocs - und 320er-Scheiben von Brembo sowie eine Nissin-Radialpumpe. Entwickelt wird die F3 auf Pirelli-Reifen; neben einem 180er wird auch ein 190er-Hinterreifen homologiert. In Planung sind auch schon weitere Versionen der F3.
Ob eine Oro-Variante mit edlen Komponenten aufgelegt wird, ist noch offen, ein Naked Bike mit mehr Hubraum und weniger Spitzenleistung kommt sicher.
Doch zunächst ist im September, spätestens aber Ende des Jahres, die Standard-F3 an der Reihe. 2500 Stück will MV vorerst bauen - ein kecker Plan für den kleinen Hersteller, der 2010 auf eine Gesamtproduktion von knapp 5000 Motorrädern kam. Doch wenn es beim angestrebten Preis von knapp 12000 Euro bleibt, sollte es kein Problem sein, die schöne Wundertüte an den Mann zu bringen. Interview mit MV-Vertriebschef Umberto Uccelli und Patrick Porten, MV-Repräsentant in Deutschland.
interview Motorrad – Uccelli - Porten
MOTORRAD: Die MV-Niederlassung in Deutschland ist aufgelöst. Wie wird die Firma künftig in Deutschland vertreten sein?
Uccelli: Durch ein Servicebüro mit drei Mitarbeitern. Wir folgen damit den Vorbildern Italien und Frankreich. MV-Händler in Italien werden direkt beliefert; das läuft über ein paar Außendienstler und einen Verantwortlichen. In Frankreich gibt es einen MV-Repräsentanten, Herrn Risotto, der viel Erfolg hat: Frankreich ist heute der zweitgrößte MV-Markt in Europa.
Porten: Die Niederlassung wurde im Jahr 2000 gegründet, um pro Jahr 1500 bis 2000 MV Agusta und Cagiva zu verkaufen. Das hat sie auch geschafft. Für die 300 bis 400 MV Agusta, die heute verkauft werden, braucht man eine solche Struktur nicht. Was wir aber nach wie vor brauchen, ist eine Verbindung zwischen Händlern und Werk und einen Ansprechpartner für die Kunden, die nach Freigaben, Unbedenklichkeitsbescheinigungen et cetera fragen. Deshalb und wegen Erstellung der Zulassungsbescheinigung, Teil 2, also der Fahrzeugbriefe, ist Deutschland komplizierter als Frankreich und erfordert größeren personellen Aufwand mit drei Leuten.
MOTORRAD: Wie viele MV-Händler soll es in Deutschland geben?
Uccelli: Wenn ich unsere Neuentwicklungen und die bestehende Modellpalette berücksichtige, denke ich, dass wir mit 50 bis 60 guten Händlern in Deutschland Erfolg haben müssten. Wie in Italien, da hatten wir 100 Händler, momentan sind es 80 und wir werden auf 60 reduzieren. In Deutschland haben wir noch keine 60, hier gibt es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte.
MOTORRAD: Wie viele sind es momentan in Deutschland?
Uccelli: Namen oder Händler?
MOTORRAD: Echte Händler.
Uccelli: Etwa 40. Wie gesagt, dieses Netz müssen wir enger knüpfen. In Italien sind wir am Sortieren, in Frankreich am Aufbauen, dort haben Ende 2010 drei neue Händler eröffnet, im Januar noch einer. In Deutschland wird das schwieriger, da hat auch die Politik von Harley-Davidson für Verunsicherung gesorgt. Harley hat viel Gutes für MV getan; dank der Investitionen der Amerikaner konnten wir die neuen F4 und Brutale produzieren und die F3 entwickeln. In Sachen Vertrieb hatten sie keine so glückliche Hand. Kaum hatten wir mit dem Projekt "MV beim Harley-Händler" angefangen, hieß es "Stopp, wir verkaufen euch wieder."
Porten: Buell wurde sofort geschlossen, darauf kam die Nachricht, dass die deutsche MV-Niederlassung auch geschlossen wird. Viele haben das so interpretiert, dass es auch mit MV bald zu Ende sein würde - Händler und Kunden. Dann kamen stückchenweise ergänzende Informationen, aber wie es im Ganzen gesehen weitergehen soll, blieb unklar. Wir werden jetzt eine Händlertagung abhalten und alles im Detail erklären, aber diese Details mussten eben erst einmal feststehen.
MOTORRAD: Sie erwähnten die Verunsicherung von Händlern und Kunden. Angenommen, wir wären potenzielle Kunden, wie wollen Sie unsere Unsicherheit bezüglich MV in Deutschland zerstreuen?
Porten: Ganz einfach damit, dass sich für die Kunden nichts ändert. Die Ersatzteilversorgung lief schon von Anfang an direkt aus Varese. Dort werden von der Logistikabteilung täglich die Päckchen für die deutschen Händler auf die Reise geschickt. Der einzige Unterschied: Früher hat das Werk pro Lieferung einen Lieferschein an die Niederlassung geschickt und die dann aus dem Lieferschein eine Rechnung gemacht. Heute druckt das Werk direkt eine Rechnung. Da gibt es keinen Unterschied zwischen einem O-Ring, einer Lederkombi oder einem Motorrad - administrativ gesehen sind alles nur Artikelnummern. Nur schicken wir die Motorräder nicht mehr direkt vom Werk, sondern haben ein Lager bei der Motorradspedition SKS, von dem aus die Maschinen an die Händler gehen. Das stammt aus der Verbindung mit Harley-Davidson und funktioniert, warum sollen wir daran etwas ändern?
MOTORRAD: Wie werden Garantiefälle behandelt?
Porten: Der Händler gibt den Fall online ein, der durchläuft einen Filter bei uns im Büro und wird dann ans Werk weitergeleitet. Und von dort gibt's dann die Gutschrift. Wenn jetzt die technische Abteilung im Werk sagt, da ist etwas, was wir nicht verstehen, das Teil wollen wir gern sehen, dann schicken die DHL Express zum Händler und holen das dort ab. Dem Händler entstehen dadurch keine Kosten. Er muss lediglich die Garantieteile sechs Monate lagern. Wenn in dieser Zeit nichts abgerufen wird, kann er sie verschrotten.
MOTORRAD: Zum künftigen Modellprogramm von MV: Was ist mit der serienreifen Einzylindermaschine?
Uccelli: Einzylinder?
MOTORRAD: Wir waren im Werk und haben die Maschine gesehen. Sie existiert und ist wohl auch bis zur Serienreife entwickelt.
Uccelli: Wir sind momentan im Supersport- und Naked-Bike-Segment mit Vierzylindern aktiv und wollen in diesen Segmenten auch Dreizylindermotorräder anbieten. In diesem Jahr müssen aber noch die Vierzylinder allein mehr Volumen bringen, dabei soll uns die günstigere Brutale 920 helfen. Längerfristig planen wir dann neben den Supersportlern und Nakeds eine dritte Modellreihe, die ebenfalls mit Vier- und Drei-zylindermotoren ausgerüstet wird.
MOTORRAD: Was für eine Art von Motorrädern wird das sein?
Uccelli: Da überlegen wir noch.
Porten: Sie werden sehr fahraktiv sein.
MOTORRAD: Eine große Supermoto?
Uccelli: Abwarten.
Quelle: 2011 MOTORRAD - Motor Presse Stuttgart