Sportbike für Kenner
Das Rezept hat bei der 600er Fazer schon wunderbar funktioniert: die Kreuzung eines Sportmotors mit einem Straßen-Fahrwerk.
Damit sich aber beim Essen keiner die Zunge verbrennt, verzichteten die Yamaha-Leute auf die letzte Prise Cayenne-Pfeffer zugunsten eines angenehm prickelnden Eigengeschmacks.
Für die, denen es nie scharf genug sein kann, gibt es ja immer noch den Feuertopf YZF-R1. Fade schmeckt aber beileibe auch die Fazer 1000 nicht, nur eben etwas anders. Ein Geschmack, der sich unbeschwert genießen lässt, der stets präsent ist, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. Ein leichtes Aroma, das nach mehr schmeckt und keinerlei Beschwerden wie Blähungen oder Sodbrennen verursacht.
Genug der kulinarischen Referenzen: Hier geht es schließlich um ein Motorrad und nicht um einen Rinderbraten – äh, BSE-freien Gemüseeintopf. Dieses Motorrad soll den Erfolg der Fazer 600 wiederholen. Ein Erfolg, erklärbar durch die gelungene Mischung aus sportlichem Antrieb und alltagstauglichem Fahrwerk samt komfortabler Sitzposition zum günstigen Preis. Nur diesmal eben mit deutlich mehr Power, die der aus dem Extremsportler R1 stammende Motor mitbringt. Und der in einem der kleinen Schwester sehr ähnlichen Stahlrohrrahmen steckt.Natürlich spielt sich bei der 1000er alles eine bis zwei Kategorien höher ab als bei der 600er.
Das ist angesichts von runden 50 Prozent Mehrleistung und nur gut zehn Kilogramm Gewichtsaufschlag auch zu erwarten. Viel mehr verwundert da schon, wie gediegen sich die von Yamaha genannten 143 PS der FZS 1000 verwalten lassen. Würde man die Maximaldrehzahl auf 7000/min begrenzen, die große Fazer wäre auch als Fahrschulmotorrad einsetzbar. Erst darüber enthüllt der Reihenvierer sein volles Potenzial, ohne darunter aber als Schwächling zu erscheinen. Oh nein, laut Yamaha hat die Fazer nämlich untenrum sogar noch mehr Kraft zu bieten als die R1. Ein Effekt, der mit kleineren Mikuni-Vergasern (Durchlass 37 statt 40 Millimeter) und modifiziertem Lufteinlass mit längeren Ansaugstutzen erklärt wird. Ob dem so ist, wird erst ein Vergleich auf dem Leistungsprüfstand zeigen können. Beim Fahren drängt sich nur ein Gedanke auf: Power im Überfluss. Ab Leerlaufdrehzahl zieht der Motor sauber durch, ab 4000/min wird’s dynamisch und über 7000/min stürmt’s gewaltig. Passiert dann nach wenigen Sekunden der Zeiger des Drehzahlmessers die 10000er Marke, gibt’s kaum ein Halten mehr. Wer die sechs Gänge ausdrehen will, braucht schon kräftige Oberarme und starke Nackenmuskeln.
Mit der großen Fazer bietet Yamaha nicht nur die logische Aufstiegsoption für alle 600er Fahrer an, sondern hat auch der Konkurrenz den Fehdehandschuh hingeworfen. Als Besitzer einer serienmäßigen 1200er Bandit S von Suzuki jedenfalls stehst du ab sofort im Bekanntenkreis unter beträchtlichem Rechtfertigungsdruck. Da bleibt nur der befreiende Hinweis auf den um fast 5000 Mark günstigeren Kaufpreis. Oder die Investition eben dieser Summe in Maßnahmen wie Motortuning und top Federelemente. Zugegeben, die postmoderne Optik der Fazer ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber der beliebte Retro-Stil hätte angesichts der schönen XJR 1300 für Yamaha auch wenig Sinn gemacht. Nein, die FZS 1000 spricht ganz klar eine besondere Klientel an, nämlich gereifte Motorradfahrer mit einem ausgeprägten Hang zur Leistung, die sich schon auf etlichen Sportmaschinen ausgetobt haben. Und oft genug auch schon die Verkleidung ihrer Böcke entfernt und Superbike-Lenker montiert haben.
"R1-Performance, aber nicht so spannungsgeladen zu fahren“, sagt Produktplaner Tsuyoshi Shibata dazu. Das kann nach den ersten Fahreindrücken nur bestätigt werden. Ein überaus potentes Straßenmotorrad zum Preis von 21500 Mark.
2003er Flyer (DE)
01, 02, 03, 04, 05, 06, 07, 08, 09, 10,
2003er Werbung in der Presse (UK)
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