Die "GS" - Synonym für eine beispiellose Erfolgsstory.
Das weiss - blaue Meisterstück: Im Herbst 1980 läutete BMW mit der R 80 G/S die Ära der hubraumstarken Reise-Enduros ein. Der 50 PS starke 800er Zweiventil-Boxer mit der praktischen Einarmschwinge, genannt „BMW Monolever", sorgte bei allen Globetrottern für großes Aufsehen. Denn zum ersten Mal hatte es ein Motorradhersteller geschafft, eine eierlegende Wollmilchsau zu bauen: handlich, stark, schnell, belastbar. Ja, mehr noch, denn auf der Paris-Dakar, der härtesten Rallye der Welt, holten sich der Franzose Hubert Auriol. und der Belgier Gaston Rahier in den 80er Jahren vier erste Plätze und sorgten damit für die steigende Popularität des BMW-Boxers. Es folgten im Herbst 1987 die R 80 GS und die R 100 GS mit dem modernen Paralever.
Als letztes (Sonder-) Modell beendete die R 80 GS Basic 1996 die Erfolgs-geschichte der alten Boxer-Enduros. Insgesamt 68.981 Enduros rollten bis zu diesem Zeitpunkt in der BMW-Produktionsstätte Berlin vom Band. Im Herbst 1993 führte BMW die 80 PS starke R 1100 GS mit dem modernen Vierventilboxer ein. Das unverwechselbare Design löste heiße Diskussionen aus und rief entweder totale Ablehnung oder extreme Begeisterung bei den Fans hervor. Letztere waren in der Mehrzahl, denn mit 45.000 verkauften Einheiten, fand auch diese GS wieder reißenden Absatz.
„Diese Entwicklung ist eigentlich völlig atypisch", wundert sich selbst Dr. Michael Ganal, Chef der BMW Sparte Motorrad, bei der Vorstellung der R 1150 GS im österreichischen Fuschl, „je länger die GS-Baureihe auf dem Markt ist, um so höher steigen die verkauften Stückzahlen.Mehr Komfort, mehr Hubraum, mehr Drehmoment, mehr Leistung, einen zusätzlichen Gang und viel Licht sind die Hauptmerkmale der neuen BMW-Enduro R 1150 GS, die das Vorgängermodell R 1100 GS ablöst. Die 850er-Variante wird jedoch unverändert weitergebaut. Auf den ersten Blick wirkt die neue GS sehr vertraut, doch im Detail betrachtet, haben die Entwicklungsingenieure kräftig in den BMW-Baukasten gegriffen und zum Wohle der Kunden alles gut durchgemischt. Gespannt auf das Ergebnis dieser Mixtur, jagten wir das Jubiläumsmodell knapp 2500 Kilometer bei Wind und Wetter über Autobahnen, Landstraßen, Alpenpässe, den Rennkurs von Rijeka und durch den Großstadtverkehr in München"
Der Motor besitzt jetzt exakt 1130 Kubikzentimeter Hubraum, die durch die Vergrößerung der Bohrung erreicht wurden. Vom Cruiser R 1200 C stammen die Zylinder mit neuen Kolben und vom Sporttourer R 1100 S Zylinderköpfe und Kurbelwelle. Ebenfalls von diesen beiden Modellen übernommen wurde das digitale Motormanagement, welche das unangenehme Schieberuckeln des Motors der Vergangenheit angehören läßt. Eine neue Nockenwelle unterstützt ebenfalls die Optimierung des Drehmomentverlaufs. Schon ab 2000 Touren zieht der Boxer im fünften Gang los, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Die Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h wird im (als Overdrive ausgelegten) sechsten Gang erreicht. Durch deutlich abgesenkte Drehzahlen werden Geräusche und auch der Kraftstoffverbrauch reduziert. Mit sparsamen 4,3 Liter begnügte sich unsere Testmaschine im gemütlichen Fahrbetrieb.
Und der Durst stieg nie über 7,1 Liter, selbst bei schonungslosester Fahrweise. Einen wesentlichen Anteil an der Leistungssteigerung der neuen GS hat die neue Auspuffanlage aus verchromtem Edelstahl. Der geregelte Katalysator ist im Kaufpreis enthalten. Lob an BMW: Das Sechsganggetriebe läßt sich überraschend gut schalten und erfreut durch kurze Schaltwege. Ganz auf Komfort ist die Abstufung zwischen den einzelnen Gängen ausgelegt. Das bekannte Rahmenkonzept der R 1100 GS, bei dem Motor- und Getriebegehäuse als mittragende Bestandteile mit dem Fahrwerk verbunden sind, wurde ebenso übernommen wie auch das stufenlos verstellbare zentrale Federbein hinten. Neu sind die Fußrastenplatten, die den Rahmen im Bereich des Schwingenlagers zusätzlich stabilisieren und eine leichtere Ausführung desTelelevers am Vorderrad.
Zwanzig Jahre nach der R 80 G/S präsentiert BMW mit der
R 1150 GS ein weiteres Universalgenie.
Zwar war wurde die Schwingenlänge wegen des größeren Getriebegehäuses von 520 auf 506 Millimeter verkürzt, der Radstand und die Fahrwerksgeometrie blieben jedoch unverändert. Ergebnis sind ein phantastisches Handling, trotz des stolzen Gewichts von 249 Kilogramm (ohne ABS). Die neue R 1150 GS räubert gerne und vermittelt dem Piloten trotz hohem Komfort ein direktes Gefühl zur Fahrbahn. Je schlechter der Belag, je unebener die Straße, um so mehr fühlt sich der Bayern-Boxer in seinem Element. Während der Testfahrten im alpinen Kurvendschungel konnte die neue GS spielerisch den Sportfahrern aus der Superbike-Fraktion Paroli bieten. Dies ist auch der überraschend großen Schräglagenfreiheit zu verdanken. Die Bremsanlage stammt aus der R 1100 GS, jedoch wurde die Vorderradbremse durch Beläge aus Sintermetall verfeinert, was ein noch besseres Zubeißen zur Folge hat.
Überzeugen konnte auch die gute Dosierbarkeit der Bremsen. Ein für den Geländeeinsatz abschaltbares ABS ist als Sonderzubehör für 1995 Mark erhältlich und dringend zu empfehlen, denn es bringt ein zusätzliches Plus an Sicherheit.Das eigenwillige Styling der R 1150 GS wird, wie schon beim Vorgängermodell, entweder begeisterten Beifall oder totale Ablehnung hervorrufen. Der Schnabel ist jetzt breiter und kürzer, darüber strahlen zwei neue, verschieden große, runde Doppelscheinwerfer hell in die Nacht. Ein dreifach einstellbares Windschild bietet nicht nur guten Windschutz, sondern läßt sich auch für den Geländeeinsatz komplett abnehmen. Die funktionellen Elemente aus dem Cockpit sind bekannt, jedoch neu angeordnet. Beliebt bei groß und klein ist die in zwei Stufen verstellbare Sitzhöhe von 840 oder 860 Millimeter.
Fazit: Keine Frage, die BMW R 1150 GS ist die beste GS, die die Bayern je bauten – ihr Meisterstück sozusagen. Die 1150er begeistert durch ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Reiselustige Motorradfahrer, die Wert auf gute Ausstattung und ein großes Angebot an Originalzubehör legen, können auf dem Markt momentan nichts vergleichbares finden. Das Preis-/Leistungsverhältnis der 20.370 Mark teuren Reise-Enduro liegt absolut im Rahmen. Für die nächste, noch bessere GS, wünschen wir uns eine „Light-Version" mit höchstens 200 Kilogramm Leergewicht – man wird ja noch träumen dürfen...
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